Sumpfschildkröte, Feuersalamander, Ringelnatter, Springfrosch, Zauneidechse

Gebietsfremde Schildkrötenarten

Immer wieder wird von Beobachtungen meist einzelner Individuen verschiedener gebietsfremder Schildkrötenarten berichtet. Diese Tiere wurden als Haustiere gehalten und dann ausgesetzt — meist wohl, weil sie den Haltern zu groß geworden sind. Schmuckschildkröten z.B. wurden als Jungtiere mit einem Panzerdurchmesser von wenigen Zenti­metern verkauft. Ausgewachsen können sie bis zu 30cm erreichen.
Fast immer sind die im Freiland gefundenen Individuen Wasserschildkröten. Landschildkröten werden nach MAYER (siehe Literatur unten) in Bayern nur sehr selten angetroffen; sie bleiben nachfolgend unberücksichtigt.

Die in Bayern am häufigsten beobachtete gebietsfremde Art ist die Buchstaben-Schmuckschildkröte bzw. deren Unterart Rotwangen-Schmuckschildkröte (Trachemys scripta elegans). Weiter werden unter anderen auch folgende Arten gefunden: andere Unterarten der Buchstaben-Schmuckschildkröte, Zierschildkröte (Chrysemis picta; mehrere Unterarten), Falsche Landkarten-Höckerschildkröte (Unterarten) (Graptemys pseudogeographica ssp.), europäische Bachschildkröten (Mauremys spec.).

Warnhinweis  Das Aussetzen von Schildkröten ist gesetzlich verboten.

Außerdem: Abgesehen von den Problemen für die heimische Fauna, die eine Faunenverfälschung durch gebiets­fremde Arten mit sich bringen kann, bedeutet die Aussetzung für die ausgesetzten Individuen in der Regel großes Leid, da sie nicht an das Klima in Bayern angepasst sind.



Rotwangen-Schmuckschildkröte (Trachemys scripta elegans) mit dem unter­art­typischen roten Streifen seitlich am Kopf. Sie ist die be­kann­teste der drei Unter­arten der Buch­staben-Schmuckschildkröte, die nach Deutschland importiert wurden.
Fundort: aufgelassener Fischteich, München-Aubing
(Foto: Th. Dürst)
Die Unterarten Rotwangen- (T. scripta elegans), Gelbwangen- (T. s. scripta) und Cumber­land- (T. s. troostii)-Schmuck­schild­kröte hybridisieren untereinander; die Hybride sind meist schwer bestimmbar. Das nebenstehend abgebildete Individuum könnte ein Hybrid der Rotwangen- und der Gelbwangen-Schmuckschildkröte sein.
Fundort: langsam fließender Bach, München-Aubing
(Foto: Th. Dürst)

Verbreitung in Bayern: Es liegen nur Zufallsfunde vor, die über weite Teile Bayerns verstreut gelegen sind. Die Vorkommensschwerpunkte liegen jedoch in Städten und deren Umfeld.
Eine laufend aktualisierte Fundort-Karte bietet die Reptilienauffangstation auf Ihrer Website, wo auch Funde eingetragen werden können:  Turtle Spotter.
Die Karte enthält naturgemäß nur gemeldete Funde. Es ist davon auszugehen, dass es weit mehr Vorkommen als in der Karte verzeichnet sind, gibt.
Natürliche Verbreitung: Die Heimat der Rotwangen-Schmuckschildkröte sind die südöstlichen Staaten der USA sowie das nordöstliche Mexiko.
Sie wurde in den Vereinigten Staaten in großer Zahl gezüchtet und in verschiedene Länder Europas, Asiens und Afrikas exportiert und über den Zoofachhandel zur Haltung als Haustiere verkauft.
Andere der häufiger ausgesetzten Wasser­schild­kröten­arten stammen ebenfalls aus Nord­amerika, seltener ausgesetzte aus z.B. Südeuropa, Vorderasien, Ostasien, Nordafrika oder Südamerika.
Lebensraum: Verschiedene Arten von Gewässern, in der Regel die Aussetzungsgewässer. Da die Tiere auch über Land wandern können, muss es sich bei den Fundgewässern nicht notwendigerweise um die Aussetzungsgewässer handeln.
Überwinterung: Obwohl das Klima in Bayern für die Arten nicht günstig ist, können die Tiere überwintern und unter Umständen jahrelang an einem Gewässer leben. In der Regel dürften sie aber allenfalls wenige Jahre oder noch kürzer überleben.
Fortpflanzung: In Bayern ist zumindest bisher keine Reproduktion bekannt geworden.
Warnhinweis
Infolge des Klimawandels muss jedoch damit gerechnet werden, dass dies in Zukunft durch­aus möglich sein wird und es zu einer weiten Verbreitung dieser Arten kommen kann, mit allen schädlichen Folgen für die einheimische Fauna (Nahrungskonkurrenz, Fraßdruck, ...).
Besonderheiten: Einfuhr, Zucht und Besitz von Buchstaben-Schmuckschildkröten sind seit August 2016 verboten (zuvor erworbene Individuen dürfen im Besitz des Halters bleiben). Andere Arten werden jedoch weiterhin gehandelt.
Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertung: Die Buchstaben-Schmuckschildkröte (Trachemys scripta) wurde als invasive Art eingestuft, einige andere der gebietsfremden Arten als potenziell invasiv (siehe  BfN-Skripten 409 [Bundesamt für Naturschutz 2015, Seite 92—97]), oder  Europäische Union.
Rote Liste Bayern: nicht aufgeführt, da nicht einheimisch
Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie:
Literatur und Links (Auswahl): Mayer, R. (2019): Schmuckschildkröten und andere gebietsfremde Schildkröten. — In: Andrä, E., Assmann, O., Dürst, T., Hansbauer, G. & Zahn, A. (2019): Amphibien und Reptilien in Bayern. — Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer. 783 S.

 Reptilienauffangstation München
 IUCN
 Artbestimmung


Ein Aussetzungs-Hotspot sind die Gewässer im Münchner Westpark. So konnten hier von Mitarbeitern der Reptilien­auffang­station München im Jahr 2015 an einem Tag 86 Individuen gezählt werden. Dies führte zur Aufstellung von Schildern, die auf die Gefährdung der Tiere durch das Aussetzen und das Verbot der Aussetzung hinweisen (rechts im Bild).
(Foto: Th. Dürst)
Mississippi-Höckerschildkröte
(Graptemys pseudogeographica kohnii)
Fundort: München, Westpark, Sept. 2018
(Foto: Th. Dürst)



Textzusammenstellung und Foto links: Th. Dürst
letzte Aktualisierung: 30. Juli 2020